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FAQs


   

FAQs



Alles rund um`s Thema LRS




Welche Bedeutung hat der Lese- und Rechtschreiberwerb in unserer Gesellschaft?


Lesen und Schreiben sind zentrale Kulturtechniken, die eine wesentliche Grundlage für das lebenslange Lernen und somit für Bildungs- und Berufschancen und die Teilhabe an der Gesellschaft darstellen.

Lesen lernen ist ein komplexer Prozess, der verschiedene aufeinanderbauende Entwicklungsschritte erfordert und sich über die gesamte Schulzeit erstreckt. Mit steigender Übung und Leseerfahrung wird Lesen flüssig und automatisiert. Gelingt diese Automatisierung nicht, wird die Lesemotivation des Kindes schnell sinken.

Rechtschreibkompetenzen helfen Kindern, orthographische Muster und Regeln zu erkennen und anzuwenden. Beim Schreiben kann auf einen durch Übung aufgebauten Wortspeicher zugegriffen werden. Zeigt das Kind hier Schwierigkeiten, ist das korrekte Verfassen schriftlicher Texte nicht möglich.

Die Begriffe Legasthenie, Dyslexie und LRS (Lese-/Rechtschreibstörung) bezeichnen Schwierigkeiten beim Erlernen des Wortlesens und/oder -schreibens. Zwischen 3-8% der deutschen Kinder haben massive Schwierigkeiten beim Lesen und Rechtschreiben. Darüber hinaus bleiben Lese- und Rechtschreibprobleme ohne gezielte Förderung bis ins Erwachsenenalter bestehen und können zu deutlichen Einschränkungen im beruflichen aber auch im privaten Bereich führen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass jedes Kind und jeder Jugendliche mit Lese-/ Rechtschreibschwierigkeiten eine geeignete, auf seine individuellen Lernbedingungen zugeschnittene Förderung erhält.


Was ist der Unterschied zwischen einer Lese-RechtschreibSTÖRUNG und einer Lese-RechtschreibSCHWÄCHE?

Die in der ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) der WHO stehende Definition besagt, dass diejenigen Kinder eine Lese- Rechtschreibstörung (LRS) haben, deren Lese- und Rechtschreibleistung unter dem durchschnittlichen Wert der jeweiligen Altersgruppe bzw. Klassennorm liegt. Zudem muss die Intelligenz deutlich über ihrem Lese- und Rechtschreibniveau liegen. Es muss also eine Diskrepanz zwischen dem liegen, was angesichts des IQ-Werts an Lese- und Rechtschreibleistungen zu erwarten wäre. Auch dürfen die schwachen Lese- und Rechtschreibleistungen nicht durch Seh- oder Hörprobleme (z.B. auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung), unangemessene Beschulung oder Unzulänglichkeiten in der Erziehung erklärbar sein.
Eine Lese- Rechtschreibschwäche haben solche Kinder die die o.g. Definitionskriterien der ICD-10 nicht erfüllen. Eine Intelligenzminderung liegt hier ebenfalls nicht vor. Eine Lese- Rechtschreibschwäche lässt sich bspw. durch mangelnde Beschulung, inadäquate Übung, Migration, psychologische und neurologische Erkrankung oder durch Schwerhörigkeit oder Sehbehinderung erklären.



Was sind die Ursachen einer LRS?

Ursachen können sowohl auf Faktoren aus der Umwelt des Kindes, als auch auf Faktoren, die bei dem Kind selbst liegen zurückgeführt werden. Diese Faktoren bedingen sich gegenseitig.
Faktoren sind:
  • Sozialer Hintergrund des Kindes
  • Art des Unterrichtens
  • Biologische Faktoren: Vererbung zu 50-70%
  • Neurologische Merkmale und Vorgänge im zentralen Nervensystem
  • Defizite bei der Verarbeitung und Repräsentation von Sprachlauten


Ist eine LRS heilbar?

Eine LRS ist eine Teilleistungsstörung und keine Krankheit, somit auch nicht heilbar. Die Schwierigkeiten im Lesen und /oder Rechtschreiben können ein Leben lang bestehen bleiben, wobei die Rechtschreibprobleme eine höhere Persistenz aufweisen als die Leseprobleme. Eine frühe und dauerhaft individuell angelegte, regelmäßige Förderung, ist jedoch Garant für die Entwicklung guter Lese- und Rechtschreibkompentenzen.


Wie stelle ich fest, ob mein Kind LRS hat?

Lassen Sie mit Ihrem Kind eine Diagnostik durchführen, wenn seine Lese- und/oder Rechtschreibleistung deutlich unter dem Niveau liegt, das aufgrund seines Alters oder der Klassennorm oder seiner Intelligenz zu erwarten wäre.



Welche Diagnosemethoden kommen in ihrer Lerntherapie zum Einsatz?

Ich führe eine pädagogisch-orientierte Diagnostik durch und wende folgende drei aufeinander aufbauende Methoden an:
  • Gespräch
  • Lernstandsanalyse
  • Fortlaufende Beobachtung

Gespräch
Als Lerntherapeutin bin ich zunächst eine Vertrauensperson für ihr Kind. In einem ersten Gespräch (ohne Kind) informiere ich mich über den Entwicklungsverlauf und zur individuellen Lerngeschichte Ihres Kindes. Ebenfalls wird in der ganzheitlichen Betrachtung das soziale Umfeld, die Schul- und Familiensituation und die Auswirkungen des Leistungsdefizits auf die psychische und soziale Entwicklung des Kindes erfragt. In einem zweiten Gespräch erkläre ich Ihrem Kind das weitere Vorgehen. Das Kind kann Wünsche an mich richten und wir fassen ein Ziel ins Auge.

Lernstandsanalyse mit und ohne Tests
Nach den gemeinsamen Gesprächen führe ich mit dem Kind eine Lernstandsanalyse durch, um die Entwicklungsstufe im Schriftspracherwerb einschätzen und regulieren zu können.
Lernstandsanalysen wiederhole ich mit dem Kind in Abständen, da der Schriftspracherwerb als Entwicklungsprozess zu verstehen ist.

Mit Hilfe der individuellen Lernstandsanalysen ILeA wird eine systematische pädagogische Diagnostik unterstützt. ILeA ist ein lernprozessbegleitendes Verfahren, mit dem Lernausgangslagen ermittelt werden und so das Lernen von Kindern sowie das professionelle Handeln von PädagogInnen unterstützt.

Zusätzlich führe ich an frei formulierten Texten des Kindes auf Basis der Oldenburger Fehleranalyse (OLFA) eine Erfassung der Rechtschreibkompetenz durch.
Die OLFA ist eine angenehme Alternative zu standardisierten Tests, da keine stressige Testsituation für das Kind entsteht. Es werden keine Wörter vorgegeben somit gibt es keine Fehlerquellen aufgrund von Unkenntnis.
Aufgrund der echten förderdiagnostische Analyse, kann die Förderung unmittelbar an den individuellen Fehlerschwerpunkten Ihres Kindes ansetzen.

Fortlaufende Beobachtung
Ich beobachte das Kind und nehme wahr, wie es sich bezogen auf das jeweilige Lernthema in unterschiedlichen Lernsituationen verhält. Durch Systematisierung und Überprüfung meiner Beobachtungen, kann ich den Lernstand des Kindes verfolgen und entsprechend eingreifen.
Eine sorgfältige Beobachtung liefert mir die Voraussetzung für das Verstehen des individuellen kindlichen Lernprozesses.



Bei meinem Kind wurde LRS diagnostiziert. Wann sollte eine Förderung stattfinden?

Sie sollten sofort mit einer Förderung beginnen. Der frühzeitige Beginn, wenn möglich ab der ersten Klasse, ist effektiver, als ein späterer Start.


Bei meinem Kind wurde erst sehr spät LRS diagnostiziert. Kann mein Kind in einer Lerntherapie trotzdem noch richtig Schreiben und Lesen lernen?

LRS ist eine Teilleistungsstörung, die das Kind ein Leben lang begleiten wird. Mit einer langfristigen und auf das Kind angepassten symptomspezifischen Förderung jedoch, kann das Kind später im Rechtschreiben und Lesen gute Leistungen erzielen. Dabei ist zu beachten, dass die Leseleistung sich im zunehmenden Alter eher verbessert als die Rechtschreibleistung.



Wie oft sollte mein Kind die Lerntherapie besuchen?

Ihr Kind sollte wöchentlich die Lerntherapie besuchen. Dabei sollte die Zahl der Förderstunden je nach Bedarf min. 1 bis max. 2 Wochenstunden betragen. Laut einer wissenschaftlichen Untersuchung hängen Fortschritte im Lesen und Schreiben von der Anzahl der Förderstunden ab: Je mehr Förderstunden das Kind erhält, desto größer ist der Erfolg.


Wie lange muss mein Kind eine Lerntherapie besuchen?

Allen Aussagen und Versprechungen auf schnelle Hilfe ist zu misstrauen. Die Erfahrung zeigt, dass nur eine langfristig, intensiv und regelmäßig durchgeführte LRS-Förderung zu einem dauerhaften Erfolg führt. Dabei ist die Dauer einer Therapie von der Ausgangslage, nämlich dem Lernstand des Kindes zu Beginn der Förderung abhängig. Die Lerntherapie sollte also solange andauern, bis eine Lese- und Rechtschreibfähigkeit erreicht ist, die eine altersgerechte Teilhabe Ihres Kindes am öffentlichen Leben ermöglicht.


Sollte mein Kind auch in den Ferien zur Lerntherapie gehen?

Die regelmäßige Teilnahme an der Lerntherapie und das Durchhalten über lange Zeit sind der Schlüssel für den Erfolg. Eine wissenschaftliche Studie belegt, dass dies auch der Grund dafür ist, dass die Verbesserung im Lesen und Schreiben nach der Förderung anhält. Auch die moderne Hirnforschung sieht in regelmäßigen Wiederholungen den besten Weg zur Wissens- und Kompetenzerweiterung. Daher ist das Fortführen der Therapie in den Ferien sehr zu empfehlen.


Stagnation - Es geht in der Lerntherapie nicht mehr voran. Was tun?

Stagnation in der Leistungsentwicklung des Kindes ist im Lauf einer längeren LRS-Therapie durchaus normal.
Hauptaufgabe von Eltern ist jetzt, das Kind zum Durchhalten der Förderung zu motivieren, damit es sein Lernziel erreicht.
Die lange Dauer einer LRS-Förderung beschäftigt viele betroffene Eltern. Und wenn Eltern dann noch den Eindruck haben, dass ihr Kind keine Lernfortschritte mehr erzielt, sich die Schulnoten nicht mehr weiter verbessern, liegt für sie die Versuchung nahe, die LRS-Therapie abzubrechen.
Wenn ab einem bestimmten Zeitpunkt keine Verbesserung ersichtlich ist, können fälschlicherweise zwei unterschiedliche Schlussfolgerungen gezogen werden: Zum einen, dass die Möglichkeiten des Kindes durch die bisherige Förderung ausgeschöpft seien und eine weitere Steigerung der Leistung nicht mehr zu erwarten ist. Und zum anderen, dass die LRS-Förderung nicht geeignet sei, eine weitere Verbesserung der Lese- und Rechtschreibkompetenzen zu erzielen.
Beachten Sie jedoch: Ein Förderverlauf erfolgt selten in einer stetig nach oben führenden Linie. Tatsächlich verläuft eine Leistungskurve in einer Wellenlinie. Das bedeutet ein nicht linearer Entwicklungsverlauf ist normal.
Schwierige Phasen können Eltern bewältigen, indem Sie das Kind motivieren, weiter durchzuhalten und so den Anschluss an die Altersgruppe zu schaffen. 
Das Durchhalten und stetige Üben des bereits Gelernten ist ein wesentlicher Bestandteil des Erfolges. Hat das Kind Rückschläge erfolgreich bewältigt, kann ihm das wieder neue Motivation geben und die Erfahrung, schwierige Situationen zu meistern. Die Fähigkeit des Durchhaltens ist eine wichtige Selbsterfahrung des Kindes, die sich in seinem späteren Leben auch in anderen Bereichen bezahlt macht.

Die amerikanische Psychologin Prof. Angela Duckworth fand heraus, dass nicht der Intelligenzquotient Prädikator für Erfolg ist, sondern das Durchhaltevermögen.



Übernehmen das Jugendamt oder die Krankenkasse die Kosten für eine Lerntherapie?

Wenn die Förderangebote in der Schule nicht mehr ausreichend sind, hat ein Kind den weitergehenden Anspruch an die Jugendhilfe, d.h. Eltern können sich zwecks einer Finanzierung einer außerschulischen LRS-Förderung an das zuständige Jugendamt wenden (Stichwort: Eingliederungshilfe §35a SGB VIII). Das Jugendamt sollte unter bestimmten Voraussetzungen (z.B. medizinische Diagnose einer LRS durch eine anerkannte Einrichtung, drohende oder bereits vorliegende seelische Behinderung) die Kosten übernehmen.
Da Teilleistungstörungen wie LRS nicht als Krankheit im Sinne des Sozialgesetzbuches anerkannt sind, ist eine Therapie zu Lasten der Krankenkasse in der Regel nicht möglich.



Was ist ein Nachteilsausgleich und ein Notenschutz und welche Bedingungen sind notwendig für eine Gewährung?

Kinder und Jugendliche haben, unter Voraussetzung einer medizinisch diagnostizierten LRS nach ICD-10, Anspruch auf einen schulischen Nachteilsausgleich und Notenschutz.
Wurde eine LRS diagnostiziert, erhält das Kind ein Gutachten oder Attest. Auf Grundlage dieses Gutachtens bzw. Attests entscheidet die schulpsychologische Beratungsstelle oder die Lehrerkonferenz, ob ein Nachteilsausgleich gewährt wird. Welche Formen des Nachteilsausgleichs für das Kind sinnvoll sind, entscheiden dann die zuständigen Lehrer. Nachteilsausgleiche sind stets individuell, werden also für jeden Schüler einzeln festgelegt.
Ein Notenschutz, (z.B. in Form einer Nichtbewertung der Rechtschreibleistung in Deutsch) kann auf Antrag der Erziehungsberechtigten gestellt werden.

Ein Nachteilsausgleich kann in Form von:
Zeitzuschlägen bei zu erbringenden schriftlichen Leistungen,
einer stärkeren Gewichtung mündlicher Leistungen,
einer Bereitstellung von technischen und didaktischen Hilfsmitteln, wie bspw. Duden oder Lernkarten,
oder eines Verzichts auf die Bewertung der Rechtschreibleistungen in Deutsch und Englisch (Notenschutz), gewährt werden.

Die Formen des Nachteilsausgleichs sind als Anregungen bzw. Empfehlungen zu verstehen, deren Umsetzung in den pädagogischen Ermessensspielräumen der Lehrer liegt. Hier besteht kein Rechtsanspruch.


Wie kann ich mein lese-rechtschreibschwaches Kind zu Hause fördern?

Beim täglichen Üben mit dem Kind zu Hause entstehen oft Spannungen und Konflikte. Viele Kinder mit LRS haben schon eine ablehnende Haltung gegen das häusliche Üben entwickelt. Um die Situation nicht noch mehr zu verschärfen, ist besonderes Einfühlungsvermögen der Eltern gefragt. Um die Lernmotivation des Kindes zu erhalten, können Eltern folgendes tun:
  • erklären Sie dem Kind wofür es sich anstrengt, damit es den Sinn des täglichen Übens versteht und ein Ziel vor Augen hat,
  • eine positive Einstellung zum Kind und in seine Entwicklungsmöglichkeiten, stärkt es in seinem Selbstvertrauen,
  • geben Sie dem Kind die Gewissheit, dass es mit seinen Stärken und Schwächen geliebt wird,
  • vergleichen Sie das Kind nicht mit einem Sollzustand oder Klassenkameraden,
  • sorgen Sie für einen ruhigen, hellen und aufgeräumten Arbeitsplatz,
  • feste Übungszeiten geben dem Kind Orientierung und müssen so nicht mehr täglich diskutiert werden,
  • 5 mal wöchentlich 15- 20 min Übungszeit haben sich bewährt,
  • sorgen Sie für ausreichend Freizeit, wenn keine freie Zeit bleibt ist das Kind überlastet,
  • erwarten Sie keine schnellen Erfolge,
  • bleiben Sie immer ruhig und geduldig und bestehen Sie beharrlich auf bestimmte Verhaltensweisen beim Lernen,
  • loben Sie das Kind zeitnah für aufgebrachte Anstrengungen, den Arbeitsprozess und das Ergebnis, loben Sie nicht das Talent oder die Intelligenz des Kindes,
  • "Nichts motiviert mehr als Erfolg", betonen Sie das Richtige, das Positive bei den Übungen, das wirkt aufbauend und ermutigend,
  • zeigen Sie Mitgefühl bei Misserfolgen,
  • Fehler sollten nicht bestraft werden werden, denn sie sind notwendig für das eigene Lernen; Sanktionen verstärken nur die negativen Gefühle zum Lernen




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